Chronik der Feuerwehr Harthausen

• Gründung und Entstehung

Die räumliche Distanz zwischen Harthausen und Grasbrunn, die mangelhaften Verbindungswege und Nachrichtenübermittlungsmöglichkeiten (Meldereiter) zwischen den Ortschaften und die Dringlichkeit bei Maßnahmen der Brandbekämpfung müssen wohl dazu geführt haben, dass die Harthauser ihre eigene Feuerwehr wollten.

Nach mündlicher Überlieferung einer älteren Grasbrunner Bürgerin soll der Grund für die Trennung darin gelegen haben, dass die Harthauser nicht zu den Übungen nach Grasbrunn erscheinen wollten. Umgekehrt hört man aus überliefertem Harthauser Munde, dass die Harthauser Wehrmänner vielfach aufgrund von Erschwernissen in der Alarmierung zu spät vor Ort in Grasbrunn eintrafen, um wirkungsvoll tätig werden zu können. Die Lust an gemeinsamen Handlungen war jedenfalls stark gedämpft.

Aber nicht nur Aspekte der Feuerbekämpfung waren wohl für eine Verselbständigung Harthausens maßgeblich. Bereits am 17. Dezember 1862 erschienen der Bauer Balthasar Huber von Möschenfeld, Gütler Feldschmid von Harthausen und Bauer Zellermayr als Abgeordnete der Filialgemeinde Harthausen vor dem königlichen Bezirksamtmann Ritter von Grundner und gaben zu Protokoll:

 

„Die Ortschaft Harthausen und die Einöde Möschenfeld, welche zur Pfarrei Zorneding gehören, sind mit der Ortschaft Grasbrunn zu einer einzigen Gemeinde vereinigt.

Da nun dieselben einer anderen Pfarrei als Grasbrunn zugetheilt sind, da dieselben aus 26 Gemeindegliedern bestehen u. dieselben endlich ein eigenes Vermögen, in Grundstücken bestehend, besitzen, so stellen wir den Antrag, dass die Ortschaft Harthausen u. die Einöde Möschenfeld von der Gemeinde Grasbrunn, deren Verwaltung aus den oben angeführten Gründen erschwert ist, losgetrennt und zu einer eigenen politischen Gemeinde vereinigt werden.“

(Dokument im Staatsarchiv München, LRA 58044)

 

Um das damalige ortsgeschichtliche Szenarium aufzuzeigen, soll auch die am 9. Februar 1863 auf Anforderung des königlichen Bezirksamts zu dieser Sache abgegebene Stellungnahme Grasbrunns wiedergegeben werden:

 

„Königliches Bezirksamt!

Lostrennung der Ortschaften Harthausen und Möschenfeld von Grasbrunn betref.

Auf geehrte Zuschrift vom 19. Dez. in nebigen Betreffe erlaubt sich gehorsamst unterfertigte Gemeindeverwaltung zu erwiedern.

1. Die Gemeinde Grasbrunn zählt 56 Familien, wovon Harthausen 26 und Möschenfeld 1 Familie kommen.

2. Es ist nichts bekannt, daß die Ortschaft Harthausen und Möschenfeld Vermögen besitzen.

3. Die Ortschaft Grasbrunn hat ihre Pfarrei in Hohenbrunn und die Schule in Putzbrunn, Keferloh in Ottendichl die Pfarrei. Harthausen und Möschenfeld gehört zur Pfarrei und Schule nach Zorneding. Die ganze Gemeinde hat zum Vorstande der Lokalarmenpflege die Pfarrey Hohenbrunn.

4. Sämtliche Gemeindeglieder von Grasbrunn und Keferlohe sind mit der Trennung der Ortschaften Harthausen und Möschenfeld nicht einverstanden, den die Ortschaften Grasbrunn und Harthausen bilden schon seit undenklichen Zeiten stets eine Gemeinde, und da jedes Jahr mehr als einhundert Gulden für die Gemeinde gehörigen Armen darauf bezahlt werden müßten, so wären durch die Lostrennung von Harthausen und Möschenfeld, die Gemeindeglieder von Grasbrunn und Keferlohe in großen Nachteil versetzt.

Mit hochachtungsvoller Ergebenheit zeichnet

Kotter, Vorsteher“

(Es folgen 25 Unterschriften von Grasbrunner Familien)

(Dokument im Staatsarchiv München, LRA 58044)

 

In der seit 1818 bestehenden Gesamt-Gemeinde Grasbrunn herrschten demnach (immer noch) keine die Gemeinsamkeit fördernden Strukturen. Nachdem das Trennungsbegehren vom königlichen Bezirksamt abschlägig beschieden wurde, erscheint es konsequent, dass die Harthauser die Eigenständigkeit wenigstens bei der Feuerwehr wollten.

Der 22. März 1879 wird als Gründungstag genannt. Als Gründungsmitglieder weist die „Chronik des Bezirks-Feuerwehr-Verbandes von 1925“ aus: Niedermayr Andreas, Schmiedmeister, und Häusler Stephan, Ökonom. Soweit bekannt, sind am Gründungstag weitere Männer beigetreten: Meyr Benno, Ostermayr Anton, Feldschmid Josef und Kaspar, Friesinger Johann und Pfluger Sebastian. Gründungsdokumente sind nicht vorhanden.

Ebenfalls das Gründungsjahr 1879 weisen die Berufsfeuerwehr von München und die Freiwillige Feuerwehr von Neuried, Landkreis München, auf.

• 100 Jahre von 1879 bis 1979

Aus den Anworten eines Fragebogens des Bezirks-Feuerwehr-Verbandes vom 7. April 1880 ist ersichtlich, dass kurz nach Gründung bereits 43 Mann, nämlich 7 Steiger, 26 Spritzenmänner und 10 Ordnungsmänner, unter dem Vorstand Niedermayr und dem „Commandant“ Kaspar Feldschmid Dienst taten. Die wenigen zur Verfügung stehenden „Requisiten“ (1 Druckspritze, 20 m Druckschläuche und 1 Steigleiter mit Stützen) waren offensichtlich Anlaß für ein erklärendes, kurzes Schreiben an den Herrn Bezirksvertreter, in dem für weitere Ausrüstung fehlende Mittel der Gemeinde wegen des Schulhausbaues in Harthausen angeführt wurden. Es kann nachträglich auch nur mit angezweifelter Schlagkraft von Seiten der „Oberen“ erklärt werden, warum in einem Schreiben vom 24. September 1881, also mehr als 2 ½ Jahre nach der Gründung, gegenüber dem Bezirks-Feuerwehr-Vertreter Bullinger der Harthauser Vorstand die Trennung von der Grasbrunner Wehr und die Eigenständigkeit seit 1979 zu bestätigen hatte.

Aus einer Zusammenstellung des Bezirksamtes München I (Staatsarchiv LRA 108991) vom Jahr 1887 geht hervor, dass für 42 Mitglieder an Uniformierung nur 26 Messinghelme vorhanden waren. Die Ausrüstung entspricht etwa immer noch der aus dem Jahre 1880. Außerdem ist der Meldung zu entnehmen, dass bereits ein Feuerhaus bestand und 13 Brunnen im Orte vorhanden waren.

Bei einer gemeinsamen Feuerwehrübung mit Inspektion anläßlich der Bezirks-Feuerwehr-Versammlung im Jahre 1891 in Grasbrunn erntete die Harthauser Wehr aufgrund mangelhafter Ausrüstung keine Lorbeeren. Ausdrücklich gelobt wurden jedoch Perlach und Grasbrunn.

Bis 1901 stand für die Wasserversorgung der Feuerwehr im Brandfalle nur ein Dorfweiher am heutigen Dorfplatz sowie die Brunnen der einzelnen Höfe zur Verfügung. Mit dem Bau des Wasserwerkes und der zentralen Wasserversorgung wurde die Situation erheblich verbessert. Damit standen auch 9 Hydranten für alle Fälle zur Verfügung.

Treu und stetig Dienst leistende Feuerwehrmänner wurden bereits früh mit Anerkennung geehrt. In der Liste der mit dem Königlichen Ehrenzeichen Dekorierten des Jahres 1902 für 25-jährige Dienstleistung findet sich auch ein Mitglied unserer Wehr: „Göpfert Franz, Gütler, Harthausen“.

Nach fast 90 Jahren Zugehörigkeit zur Gemeinde Grasbrunn erhielt am 1. Juli 1907 durch Beschluß des Kgl. Staatsministerium des Innern Harthausen seine kommunale Selbständigkeit. Dies erfolgte nach fast zweijährigem Bemühen der Behörden. Umfangreiche Erhebungen, Protokollierungen und Schreiben (einzusehen im Staatsarchiv unter LRA 58044) belegen ein gegenüber dem Jahr 1862 erheblich gesteigertes Interesse der Instanzen. Der Drang nach einem besseren Erscheinungsbild der Harthauser Feuerwehr war offensichtlich schlagartig geweckt. Im darauffolgenden Jahr 1908 wurde unsere alte, für unser gegenwärtiges Jubiläum restaurierte Standarte, angeschafft. Ihr Leitspruch

„Gott zur Ehr, Dem Nächsten zur Wehr“

wirkt seitdem verpflichtend in die Zukunft!

Die Ausrüstung wurde ebenfalls erheblich verbessert. Die 1908/1909 angeschaffte Saug- und Druckspritze, mit 2 aufgesetzten kupfernen Druckbehältern, soll nach mündlicher Überlieferung ein Schmuckstück der damaligen Feuerwehr gewesen sein. Sie ermöglichte den direkten Anschluß an die Hydranten. Damit gehörte das ehedem notwendige Befüllen der Spritzen-Wasserbehälter durch lange Eimerketten und das schweißtreibende Betreiben der Pumpgestänge durch 8 Mann plus 8 Mann Reserve engültig der Vergangenheit an.

Eine gute Beurteilung bei der nächsten Inspektion war zu erwarten!

In einem Bericht vom 24. Oktober 1909 wird unter Lösch- und Rettungsgeräten genannt: „1 Saug- und Druckspritze, 1 Druckspritze, 1 Leiter mit Stützstangen, 12 Feuerhacken, 200 m Schlauch. Alles in gutem Zustand.“ Außerdem wurde aufgeführt: „Helme und Gurte in gutem Zustand. Die Signale wurden satzungsgemäß gegeben und auch richtig verstanden. Die Angriffsübung wurde gut und zur vollsten Zufriedenheit des Inspizierenden ausgeführt.“ Unter „Getroffene Anordnungen“ wurde jedoch vermerkt: „Ermahnt: Sobald es die Verhältnisse gestatten zur Uniformierung zu schreiten.“

Die Harthauser ließen sich nicht gerne ermahnen! Es wurde uniformiert. Doch erst ca. 1920 - und auch nur einige Feuerwehrmänner!

Doch auch in den schriftlichen Arbeiten war in einer Zeit, wo in erster Linie körperliche Tatkraft im Vordergrund stand, nicht alles bestens bestellt. Es sei eine Eintragung in die Bücher der Harthauser Wehr zitiert:

„Die freiw. Feuerwehr hat die Grundliste nicht evident gestellt; die Mitglieder sind alljährlich neu erstellt vorzutragen u. der Stand der Mannschaft am Schluße des Vortrags zusammen zu zählen. ........

Perlach 24.IV.1911. Bauer, Bezirks-Feuerwehr-Vertreter“

Die Harthauser waren lernfähig!

Eine ähnliche Überprüfung ergab später folgende Wertung:

Ohne Erinnerung, Perlach am 25.VIII.1919, Bauer, Bezirks-Feuerwehr-Vertreter

Mit der Berufung eines einzigen Mannes als Sanitäter erfüllten die Harthauser von Anfang an – aber dies kontinuierlich bis zum Jahr 1990 – die Minimalanforderung für das Sanitätswesen. 1899 begründete Harthausen seine Ortsmitgliedschaft zur Sterbekasse und 1912 trat man dem Verein „Genesungs- und Invalidenheim“ bei, einer Wohlfahrtseinrichtung des damaligen Landes-Feuerwehr-Verbandes.

Aus dem „Statistischen Bericht des Landes-Feuerwehr-Verbandes vom 15. Januar 1913“ geht hervor, dass das Inventar, das Schlauchmaterial und die Ausrüstung geradezu beispielhaft und umfänglich erweitert wurden. Zum Vergleich an heutige Größenordnungen seien die Kosten des Löschwesens exemplarisch angeführt: im Jahr 1908 40,22 Mark, im Jahr 1909 260 Mark, im Jahr 1910 35,80 Mark, ......“ Welche damaligen Werte, welche Kaufkraft !

Interessant erscheint auch eine Meldung Harthausens an das Königliche Bezirksamt München vom August 1915:

u.a. „Ein Kinderhort ist hier nicht gebildet und erscheint auch nicht als Bedürfnis, da die Kinder fast stets unter Aufsicht ihrer Angehörigen sind.         gez. Mayr, Bgm.

Dies ist als Antwort auf diesbezügliche Anfrage zu verstehen, da zur damaligen Zeit im Bezirk viele Brände durch Kindeshand entstanden sind.

Zwischen 1925 und 1932 sind mehrere Waldbrände dokumentiert, bei denen die Hilfe der Feuerwehr verlangt war, nachdem, so die überwiegende Vermutung in den Gendarmerie-Protokollen, „durch Ausflügler infolge Wegwerfens von brennenden Zigarren- bzw. Zigarettenstumpen“ die Feuer entstanden waren.

Die Alarmierung erfolgte in damaliger Zeit durch Glockengeläut bzw. durch Hornsignale. Der Hornist, ein von Anfang an fester Bestandteil unserer Wehr, gab mit seinen Signalen Kommandos bei Ernstfällen und Übungen. Er signalisierte auch den Beginn der vier jährlichen Übungen bis in die Mitte der 50er Jahre. Die erste Übung war traditionsgemäß bis in diese Zeit immer am „Weißen Sonntag“, dem 1. Sonntag nach Ostern, angesetzt.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland kehrten auch bei den Feuerwehren Veränderungen ein. Nach dem Reichsfeuerlöschgesetz von November 1938 wurden die Freiwilligen Feuerwehren zu technischen Hilfspolizeitruppen und als gemeindliche Einrichtung in übergeordnete Polizeistrukturen eingegliedert. Die Aufstellung der Wehren war danach Sache der Bürgermeister. Die Kommandanten wurden jetzt zusätzlich von „oben“ ernannt. Sie hießen zeitgemäß „Führer“ der Feuerwehr. Übungen wurden „Appelle“ und Abteilungen innerhalb der Feuerwehr „Kompanien“ genannt. Aus dieser Zeit liegen uns kaum Dokumente vor. Während der Jahre des 2. Weltkrieges waren – wie schon im 1. Weltkrieg - viele Männer unserer Wehr im Krieg. Viele kehrten auch diesmal nicht zurück! Die Funktionsfähigkeit der Feuerwehr mußte während der Kriegsjahre aber dennoch sichergestellt werden. Lücken in der Mannschaftsstärke infolge der zum Wehrdienst eingezogenen Männer, konnten in den Jahren ab 1943 nur durch Jugendliche und ältere Männer ausgeglichen werden.

Nach dem Einmarsch der amerikanischen Armee im Jahr 1945 war das Bestehen der Feuerwehren als Polizeihilfstruppe beendet. Der eigentliche Feuerwehrdienst stand wieder im Vordergrund. Der Harthauser Feuerwehr wurde auf Entscheidung des Landrats Ende des Jahres 1945 eine tragbare Motorspritze aus alten Wehrmachtsbeständen zugeteilt. Dieses Gerät wies jedoch Mängel auf und wurde schon im Jahre 1954 durch eine leistungsstärkere Tragkraftspritze TS 8 ersetzt, welche bis heute funktionsfähig arbeitet. Ein Anhänger, in dem auch alle anderen Gerätschaften untergebracht waren, diente zur Beförderung der Motorspritze. Viele ältere Feuerwehrmänner haben dieses Gefährt zu jeder Übung manuell bewegt. Zwei durften vorne ziehen und lenken, der Rest schob hinten kräftig an!

Im Jahre 1964 wurde in der Ortsmitte, auf dem Gebäudedach der Firma Spann, eine Alarmsirene installiert. Nach dem Hornisten mit seiner Trompete ging damit auch die Handsirene in den Ruhestand.

Mit der Umstellung unseres Wasserwerkes auf Druckkessel im Jahre 1967 wurde der Turm, ehemals genutzt als Wasserreserve, zu einem Schlauchtrocknungsturm umfunktioniert. Die Wasserreserve wird seitdem durch einen am Dorfplatz ins Erdreich eingebrachten Löschtank mit 50.000 Liter Fassungsvermögen gewährleistet.

Mit dem Kauf eines gebrauchten Löschfahrzeuges TSF 8 für 500 DM wurde für Harthausen im Jahre 1969 der erste bescheidene Schritt in Richtung Kfz-Motorisierung der Feuerwehr unternommen. Man beachte hierzu den Artikel: „Erster Löscheinsatz mit neuem Fahrzeug“ auf Seite 36.

Im Jahr darauf wurde im ehemaligen Gartenbereich der alten Harthauser Schule ein neues Feuerwehrhaus gebaut und seiner Bestimmung übergeben.

Das Jahr 1971 ist der Beginn einer bis heute währenden engen Freundschaft zu der Feuerwehr Harthausen/Gammertingen auf der Schwäbischen Alb. Diese Freundschaft beruht auf einer Einladung zur damaligen Fahnenweihe auf die Alb. Die damals erlebte Gastfreundschaft ist ein beachtliches und tragfähiges Fundament bis heute. In zahlreichen Gegenbesuchen und Festlichkeiten wurde die Verbundenheit zwischen den beiden Feuerwehren, von den Verantwortlichen der Kommunen und von den Bürgern beider Orte seitdem gepflegt und vertieft.

Ab März 1973 wurde mit der Errichtung der Feuerwehreinsatzzentrale (FEZ) für unseren Landkreis im Landratsamt München ein schneller und sicherer Alarmierungsweg eröffnet. Funkgesteuerte Sirenen-Alarmierung für alle und die stille Alarmierung über Funkalarmempfänger („Piepser“), direkt beim einzelnen Feuerwehrmann eingehend, sind seitdem möglich.

Ein wesentlicher Schritt in Richtung moderne Feuerwehr wurde 1974 durch die Anschaffung des bis heute im Einsatz befindlichen Löschgruppenfahrzeuges LF 8 unternommen. Mit der Beschaffung weiterer Geräte für z. B. Unfallbergung und Atemschutz, eines Heuwehrgerätes und sonstiger notwendiger Ausrüstungen wurde die Mannschaft für die Bewältigung veränderter Aufgaben ausgestattet. Ein höherer Ausbildungsstand war gefordert. Lehrgänge und Übungen bis hin zur Ablegung von sich steigernden Leistungsprüfungen wurden intensiviert.

Eine wahrhaft gesellschaftliche Bewährungsprobe lieferte die Feuerwehr im Zeitraum 28. Juni bis 2. Juli 1979 ab. Nach zweijähriger Vorbereitung und unter Mitwirkung der gesamten Bevölkerung wurde der einhundertste Geburtstag mit der Weihe einer neuen Fahne gefeiert. Integriert in die Festlichkeiten war am Eröffnungstag das „80-jährige Jubiläum der Raiffeisenbank Zorneding“. Zum Abschluß feierte man am Montag den „Kreisbauerntag“. Der Höhepunkt war jedoch zweifellos bei schönem Wetter der Festsonntag. Der Feldgottesdienst mit Fahnenweihe im Garten des Bankhauses Aufhäuser, der Festumzug unter Beteiligung von 58 Vereinen durch den Ort Harthausen und die musikalischen Schmankerl unserer Feuerwehr- und Musikantenfreunde von der Schwäbischen Alb sind allseits in bester Erinnerung geblieben.

Mit diesem Jubiläum war der Vergangenheit respektvoll gedacht, die Gegenwart feierlich erlebt und mit dem Leitspruch der neuen Fahne in die Zukunft gewiesen:

„Helfen in der Not ist unser Gebot“.

 

 

• 1979 bis 2004 – Der Weg in unser Jubiläumsjahr

Im Jahr 1979 umfasste, und dies bei ca. 600 Einwohnern, unsere Wehr 40 aktive Feuerwehrmänner. Die Anzahl der aktiven Feuerwehrmänner war im gesamten Zeitraum von der Gründung bis heute etwa in dieser Größenordnung. Wachsende Einwohnerzahlen (zum Vergleich: im Gründungsjahr 1879 etwa um 200, heute gut 750) und auf die Feuerwehr im Wandel der Zeit wirkende technische und gesellschaftliche Veränderungen, erfordern laufend Anpassung. Nicht nur die Ausweitung und Verdichtung des motorisierten Straßenverkehrs, sondern auch ein verändertes Hilfsbedürfnis der Bevölkerung geben der Feuerwehr ein neues Profil! „Die Feuerwehr - Dein Freund und Helfer“ hilft zwar weiterhin freiwillig, der „Feuewehr‘ler“ selbst, praktischer Brandbekämpfer der Vergangenheit, ist heute jedoch als intelligenter „Allrounder“ gefordert.

Lehrgangsbesuche an den Feuerwehrschulen sind wie die selbst durchgeführten Ausbildungsmaßnahmen verstärkt notwendig. Neben dem Üben und Erlernen praktischer Handlungen ist heute Schnelligkeit sowie Wissen zu Technik und Vorschriften gefragt! Eine Auswertung der jährlichen Stundenleistungen unserer Feuerwehr belegt die veränderten Erfordernisse. In den vergangenen zehn Jahren und im Vergleich zu den vorherigen zehn Jahren sind die aufgewendeten Stunden insgesamt um 75 % gestiegen, die für Ausbildung und Übungen hingegen um fast 90 %. Der persönliche Beitrag jedes aktiven Feuerwehrmannes, und dies ohne die Abordnungen an Feuerwehrschulen, beträgt im Durchschnitt der letzten zehn Jahre pro Jahr 15 Stunden für Einsatz- und Hilfsleistungen und 30 Stunden für Ausbildung und Übungen. „4 Quartalsübungen“ lautet hierzu der historische Vergleichswert!

Die Ausstattung wird den Veränderungen entsprechend erweitert und modernisiert.

Neben vielen anderen Gerätschaften wurde 1983 als Mannschaftsfahrzeug ein Ford Transit angeschafft; als Ersatz eines nicht mehr reparaturwürdigen, im Jahre 1977 von der Polizei übernommenen gebrauchten VW-Busses. Die Fahrzeugweihe erfolgte am 5. Februar 1984 in Verbindung mit dem ersten „Tag der offenen Tür“. Der Besucherzuspruch war riesig und „sesshaft“! Martin Mauerstetters „Adele“-Gesangsbeitrag und Alfons Bauers „Schönheitskönigin von Schneizlreuth“ waren mit verantwortlich, dass das Fest nicht wie vorgesehen um 15.30 Uhr, sondern erst um Mitternacht endete. Ähnlich ausdauernd verhielt es sich mit dem Fahrzeug. Erst im August 2003 musste es ersetzt werden.

Am 6. November 1985 endete ohne großes Aufsehen ein Stück Harthauser Feuerwehr-Geschichte. Das alte Feuerwehrhaus und Waaghäusl, welches wahrscheinlich bereits durch die Gründerväter etwa an der Stelle des heutigen Dorfbrunnens errichtet wurde, musste aus Platzgründen abgerissen werden.

Im Dezember 1992 wurde die „Schlagkraft der Feuerwehr deutlich erhöht“! „Das modernste Löschfahrzeug steht jetzt in Harthausen“. Beide Aussagen, Zitate der damaligen Presse, belegen einen weiteren Modernisierungsschub. Mit dem neuen, 275.000 Mark teuren Löschfahrzeug LF 8/6 wurde die Harthauser Wehr bestens durch die Gemeinde ausgestattet. Durch Mitführung von 600 Liter Löschwasser im integrierten Tank wird der sogenannte „Schnellangriff“ bei kleineren Bränden ermöglicht. Des weiteren wurde damit die Hilfe bei den in Anzahl und Schwere - hauptsächlich auf der Staatstraße 2079 zwischen Putzbrunn und Oberpframmern - enorm gestiegenen Verkehrsunfällen entscheidend verbessert. Am 9. Mai 1993 wurde das Löschfahrzeug am Dorfplatz geweiht und entsprechend gefeiert.

Mit der Anschaffung des neuen Mehrzweckfahrzeugs „Daimler-Chrysler Sprinter“ als Ersatz für den alten Ford Transit im August 2003 ist die Feuerwehr aktuell motorisiert. Am 13. September erfolgte durch Herrn Pfarrer Wachinger die Fahrzeugweihe. Besucher, Feuerwehr und eine Delegation von der Alb feierten dies im Rahmen eines „Tages der offenen Tür“.

Aber jede Organisation braucht auch einen Ort für die Gegenwart und Vergangenheit!

Die Gemeinde schuf für die Feuerwehr innerhalb des Gerätehauses durch Umbau im Jahr 1982 eine kleine Kultur- und Schulungseinrichtung: das „Floriansstüberl“.

Die Harthauser Feuerwehr’ler selbst, sparsam wie sie sind, errichteten sich Jahre später, 2001, weitgehend durch Eigenleistungen unterm Dach ihren Büro- bzw. Archivraum. Daneben erinnern an die frühere „gute, alte Zeit“ einige Requisiten der Feuerwehr. Diese sind Bindeglieder zur, aber auch Ausdruck für Vergangenheit!

Lassen Sie, liebe Leser, auch den Verfasser dieser Zeilen noch einmal zurückschweifen. In der „Chronik des Bezirks-Feuerwehr-Verbandes München-Land, 1925“, Abschnitt „XI. Besondere Vormerkungen im Feuerwehrwesen a) Festlichkeiten“ wird dargelegt, was auch heute noch gilt:

„Die ernste Arbeit der Einzelnen wie der Gesamtheit verlangt gewisse Ruhepausen der Erholung, der erheiternden Anregung und wirkt diese Abwechslung sicher auch fördernd auf die weitere Schaffensfreude. Auch den Feuerwehrmännern kann man in weiser Beschränkung einen Wechsel von ernster Arbeit und erheiternder Geselligkeit gönnen.“